Worauf Sie achten sollten
Wenn das Treppensteigen zur Hürde wird, geht es um mehr als Mobilität. Es geht um Selbstständigkeit, Sicherheit und Lebensqualität. Viele Menschen möchten in ihrem vertrauten zuhause bleiben, auch wenn Krankheit, Unfall oder eingeschränkte Beweglichkeit den Alltag verändern. Ein Treppenlift kann hier entscheidend helfen.
Die größte Hürde ist meist nicht der Einbau, sondern die Frage der Finanzierung. Genau hier gibt es viele Möglichkeiten und ebenso viele Irrtümer.
Wann ein Treppenlift sinnvoll ist
Ein Treppenlift lohnt sich, wenn alltägliche Wege beschwerlich werden. Häufig betrifft das das eigene Haus, in dem Bad und Schlafzimmer im Obergeschoss liegen. Der Einbau ist auch in engen oder verwinkelten Treppenhäusern möglich. Moderne Systeme passen sich der vorhandenen Treppe an, es gibt Lösungen für Innen- und Außentreppen.
In der Praxis sind es oft plötzliche Ereignisse, die den Bedarf sichtbar machen: ein Sturz, eine Operation oder eine fortschreitende Erkrankung. Viele Betroffene und Angehörige wissen nicht, dass sie sofort Unterstützung beantragen können, auch mit Pflegegrad 1.
Welche Kosten entstehen
Die Kosten hängen von der Form der Treppe, dem Modell und den baulichen Gegebenheiten ab.
- Gerade Treppen: ca. 3.500 bis 6.000 Euro
- Kurvige oder mehrstöckige Treppen: meist 8.000 bis 15.000 Euro
- Außenlifte: häufig ab 6.000 Euro aufwärts
Hinzu kommen Wartung und Service. Ein professioneller Anbieter kalkuliert diese Kosten transparent und bietet nach dem Einbau regelmäßige Überprüfungen an.
Zuschüsse der Pflegekasse
Für viele ist die Pflegekasse die wichtigste Förderquelle.
Ab 2025 beträgt der Zuschuss bis zu 4.180 Euro pro Person für sogenannte wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Dazu gehören Treppenlifte, aber auch barrierefreie Umbauten wie Rampen, bodengleiche Duschen oder Türverbreiterungen.
Wohnen mehrere pflegebedürftige Personen in einem Haushalt, kann der Zuschuss addiert werden. Damit sind bis zu 16.720 Euro pro Haushalt möglich. Der Zuschuss wird nur bei bestehendem Pflegegrad, aber bereits ab Pflegegrad 1 gewährt.
Eine ärztliche oder pflegerische Begründung ist nicht zwingend erforderlich. In der Regel genügt es, wenn der Einbau eines Treppenlifts im Pflegegutachten befürwortet wird. Ist das nicht der Fall, kann der Medizinische Dienst (MD) den Bedarf im Rahmen einer Nachbegutachtung prüfen.
Der Antrag wird bei der jeweiligen Pflegekasse gestellt. Wichtig ist, ihn vor Beginn der Maßnahme einzureichen. Die Genehmigung dauert meist mehrere Wochen. Erst danach sollte der Auftrag vergeben werden.
Fördermöglichkeiten über Länder und Kommunen
Neben den Pflegekassen bieten auch einige Städte ergänzende Förderprogramme an. In Nordrhein-Westfalen haben zum Beispiel Städte wie Köln, Düsseldorf oder Münster den altersgerechten Umbau gefördert. Diese Programme sind jedoch kommunal, nicht landesweit gültig, und unterscheiden sich in Voraussetzungen und Höhe der Zuschüsse.
Zinsgünstige Kredite für barrierefreien Umbau gibt es weiterhin über die NRW.BANK, häufig in Zusammenarbeit mit der Hausbank. Der Antrag läuft dabei über die eigene Bank, die den Kredit an die NRW.BANK weiterleitet. Eine Verpflichtung dazu besteht nicht.
KfW-Förderung – Pause 2025, möglicher Neustart 2026
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) förderte bis 2024 barrierefreie Umbauten über das Programm 455-B „Barrierereduzierung – Investitionszuschuss“. Dieses Programm ist 2025 pausiert, da die Mittel ausgeschöpft sind.
Ein Neustart ab 2026 ist derzeit geplant, jedoch noch nicht sicher. Es steht noch nicht fest, ob und in welchem Umfang neue Zuschüsse wieder zur Verfügung stehen werden. Ein guter Anbieter von Treppenliften ist in der Regel über den aktuellen Stand informiert und kann genau sagen, wann, ob und in welcher Höhe neue Förderungen möglich sind.
Wichtig: Wer über die KfW einen Zuschuss erhält, kann nicht zusätzlich den Zuschuss der Pflegekasse für dieselbe Maßnahme in Anspruch nehmen. Eine Kombination dieser Förderungen ist ausgeschlossen.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten
Viele Treppenliftanbieter bieten eigene Ratenzahlungsmodelle mit 0 % Zinsen an. Diese Möglichkeit kann sinnvoll sein, wenn der Pflegekassenzuschuss nicht ausreicht oder wenn die Maßnahme kurzfristig umgesetzt werden muss.
Eine weitere Option ist der Kredit „Altersgerecht Umbauen – 159“, der über die eigene Hausbank beantragt und anschließend bei der KfW eingereicht wird. Auch hier entscheidet die Hausbank, ob sie den Antrag weiterleitet. Es besteht keine Verpflichtung dazu.
In der Praxis lohnt es sich, die Varianten sorgfältig zu prüfen und mit dem Anbieter oder der Bank abzustimmen.
Steuerliche Entlastung
Kosten für den Treppenlift können in vielen Fällen steuerlich geltend gemacht werden.
Bei Pflegebedürftigkeit gelten sie als außergewöhnliche Belastung. Ohne Pflegegrad können sie als haushaltsnahe Dienstleistungen oder Handwerkerleistungen abgesetzt werden.
Voraussetzung ist eine Rechnung mit ausgewiesenen Arbeitskosten und der Nachweis der Zahlung per Überweisung. Barzahlungen werden vom Finanzamt nicht anerkannt.
Qualität und Service sind entscheidend
Ein Treppenlift ist eine langfristige Investition. Gute Anbieter nehmen sich Zeit für eine persönliche Beratung, prüfen die baulichen Gegebenheiten und erklären, welche Modelle infrage kommen.
Achten Sie auf folgende Punkte:
- kostenlose und unverbindliche Vor-Ort-Beratung
- nachvollziehbares Angebot mit klaren Leistungen
- Notdienst und erreichbarer Ansprechpartner
- regelmäßige Wartung und Garantiebedingungen
- transparente Informationen zu Folgekosten
Seriöse Anbieter erstellen ein technisches Aufmaß und zeigen mit modernen 3D-Verfahren, wie der Lift später aussieht. So lassen sich Platzbedarf und Bewegungsfreiheit realistisch einschätzen.
In der Praxis zeigt sich: Qualität hat ihren Preis. Billigangebote locken oft mit niedrigen Einstiegspreisen, verursachen aber später hohe Folgekosten durch Reparaturen oder fehlenden Service.
Sicherheit und Bedienung
Moderne Treppenlifte sind leise, energiesparend und mit mehreren Sicherheitsfunktionen ausgestattet. Dazu gehören automatische Stoppsensoren, Sicherheitsgurt, Akku-Betrieb bei Stromausfall und einfache Notentriegelung.
Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit oder neurologischen Erkrankungen sind Bedienhebel, Fernsteuerung und Sitzanpassung besonders wichtig. Eine Einweisung durch den Monteur sollte selbstverständlich sein.
Tipps aus der Praxis
Aus meiner Beratungspraxis weiß ich, dass Betroffene oft zu lange warten. Viele möchten niemandem zur Last fallen oder unterschätzen die körperliche Belastung im Alltag. Doch wer frühzeitig handelt, sichert nicht nur den Alltag, sondern auch die eigene Gesundheit.
Praktische Hinweise:
- Frühzeitig beraten lassen, auch wenn der Einbau erst später geplant ist.
- Den Antrag bei der Pflegekasse vor Baubeginn stellen.
- Angebote vergleichen, aber nicht nur nach dem Preis entscheiden.
- Auf regionale Förderprogramme achten.
- Wartungs- und Notdienstleistungen prüfen.
- Quittungen und Rechnungen aufbewahren, sie sind wichtig für Steuer und Nachweise.
Beispiel aus dem Alltag
Ein Ehepaar aus dem Münsterland, eine Person mit Pflegegrad 1 und die andere mit Pflegegrad 3, wollte den Schlafbereich im Obergeschoss weiterhin nutzen. Der Kostenvoranschlag für einen Kurvenlift lag bei 12.000 Euro. Nach gemeinsamer Antragstellung erhielten sie 2 × 4.180 Euro, also 8.360 Euro Zuschuss von der Pflegekasse.
Den Restbetrag finanzierten sie über eine zinsfreie Ratenzahlung beim Anbieter. Innerhalb weniger Wochen war der Lift eingebaut. Das Ehepaar nutzt ihn täglich, die Wartung erfolgt einmal im Jahr durch den Fachbetrieb.
Das Beispiel zeigt, dass ein Treppenlift mit der richtigen Vorbereitung und vollständigen Unterlagen oft schneller und günstiger realisiert werden kann, als viele denken.
Worauf Fachkräfte achten sollten
Auch Fachkräfte, Pflegedienste und Therapeutinnen können wichtige Impulse geben. Wer erkennt, dass die Treppe im Alltag zum Risiko wird, sollte Betroffene auf die Fördermöglichkeiten hinweisen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass nachträgliche Zuschüsse meist nicht bewilligt werden. Der Antrag sollte deshalb immer vor Beginn der Maßnahme gestellt werden.
Fazit
Ein Treppenlift ist mehr als eine technische Hilfe. Er sichert Lebensqualität, Selbstständigkeit und Sicherheit. Die Kosten sind überschaubar, wenn man die Zuschüsse kennt und die richtigen Schritte geht.
Mit den aktuellen Förderungen der Pflegekassen, ergänzenden Stadtprogrammen, Krediten und steuerlichen Entlastungen ist der Einbau für viele Haushalte finanzierbar. Wichtig ist, sich vorab zu informieren, seriöse Anbieter zu wählen und auf Qualität zu achten.
2025 lohnt sich eine genaue Planung. Wer die Zeit hat, kann 2026 eventuell von neuen staatlichen Förderprogrammen profitieren.
Information, Beratung und Struktur machen den Unterschied und schaffen die Basis dafür, dass Menschen dort bleiben können, wo sie sich am wohlsten fühlen: zu Hause.

Über die Autorin
Wenn das Leben sich verändert, sind es oft die Fragen, für die man sich nie Zeit genommen hat: Wer entscheidet im Notfall? Wo liegen wichtige Unterlagen? Was passiert, wenn Eltern plötzlich Pflege brauchen?
Kirsten Schade begleitet Menschen und Familien genau dann – einfühlsam, verständlich und mit viel Erfahrung. Als Autorin mehrerer Fachbücher zeigt sie, wie Generationen miteinander Klarheit schaffen können, damit wichtige Entscheidungen nicht erst im Ernstfall getroffen werden müssen. Ihre Bücher bieten dabei praktische Hilfestellungen und Orientierung – leicht verständlich, direkt umsetzbar und mit echtem Herz für die Menschen, die dahinterstehen.
